Keine Lust mehr auf keine Luft mehr?
Tubeless-Reifen versprechen sorgenfreie Radtouren ohne einen Platten. Wir stellen die wichtigsten Vor- und Nachteile gegenüber und zeigen euch, wie ihr euer eigenes Bike entsprechend umrüstet.
Schlauch oder kein Schlauch? Das ist seit einigen Jahren eines der am heißesten diskutierten Themen der Fahrradszene – ganz besonders unter Radfahrern, für die es auch mal etwas sportlicher sein darf. Konkreter lautet die Frage: Vertraue ich der bewährten, althergebrachten Art und ziehe einen Fahrradschlauch zwischen Reifen und Felge oder verzichte ich auf den Schlauch und setze mit einer abgedichteten Felgen-Reifen-Kombination auf tubeless (zu Deutsch: schlauchlos)?
Schließlich – so die Theorie – profitieren Tubeless-Radfahrer unter anderem von einem besseren Pannenschutz und mehr Traktion bei jeder Tour. Die Antwort muss letztlich jeder selbst finden. Auffällig ist: Speziell auf dem Mountainbike und dem Gravelbike setzen sich Tubeless-Reifen immer stärker durch.
In den Disziplinen also, wo die Reifen durch Steine, Felsen, Dornen & Co. besonders strapaziert werden. Denn besonders hier wird klar, warum ein gutes Tubeless-Set-up die Nase vorn hat. Der Weg zum eigenen Tubeless-Bike ist übrigens gar nicht so steinig – wir zeigen, wie es geht.
Alternativ findest du hier auch ein Video zum „normalen“ Fahrradschlauch-Wechsel.
Auf einen Blick: die größten Vor- und Nachteile von Tubeless-Reifen
⊕ besserer Schutz vor platten Reifen durch Abdichtung defekter Stellen per Dichtmilch
⊕ höherer Fahrkomfort und mehr Grip dank niedrigerer Reifendrücke
⊕ geringerer Rollwiderstand
⊗ etwas aufwendigere Montage
⊗ regelmäßiger Austausch der Dichtmilch notwendig
⊗ teurer in der Anschaffung
Auf Tubeless umsteigen – so wird’s gemacht
• Passende Felge und Reifen: Sowohl Felge als auch Reifen müssen „tubeless-kompatibel“ sein, damit das System auch wirklich dichthält. Achte daher beim Kauf auf Kürzel wie TLR (Tubeless Ready) oder TLE (Tubeless Easy).
• Felgenband: Mit dem Felgenband werden die Bohrungen für die Speichen in den Felgen abgedichtet, damit die Luft hier nicht entweichen kann. Bei manchen Tubeless-Laufrädern ist das Felgenband bereits ab Werk montiert.
• Ventil: Der Fahrradschlauch verfügt über ein Ventil. Wird der Schlauch entfernt, fehlt also auch das Ventil im Laufrad. Deshalb werden spezielle Tubeless-Ventile verbaut, über die der Reifen aufgepumpt werden kann.
• Dichtmilch: Passen Reifen und Felge perfekt zueinander, hält das System auch so dicht. Doch erst mit der Dichtmilch kommt der größte Vorteil von Tubeless-Set-ups zum Tragen. Denn die „Pannenmilch“ dichtet nicht nur insgesamt besser ab, sondern verschließt bei Defekten auch kleinere Risse oder Einstiche im Reifen.
• Kompressor: Endlich mal richtig Druck machen: Damit sich der Tubeless-Reifen gut in die Felge setzt, muss die Luft möglichst schnell eingefüllt werden. Dazu bieten manche Hersteller spezielle Kompressoren, wie etwa den Tire Booster von Schwalbe.
Anleitung: In 10 Schritten zum Tubeless-Reifen
1. Reifen per Reifenheber auf einer Seite von der Felge lösen und den Schlauch entfernen.
2. Falls nötig, Felgenband in der zur Felge passenden Breite anbringen. Dabei muss sich das Felgenband an den Enden ein gutes Stück überlappen.
3. Loch fürs Ventil durchs Felgenband stechen.
4. Ventil einschrauben. Wichtig ist dabei eine zur Felgenform passende Dichtung. Oft liegen dem Ventil verschiedene Dichtungen bei.
5. Den Reifen aufziehen, dabei auf die Laufrichtung des Reifens achten. Will der Reifen nicht über die Felge, kann es helfen, diese mit etwas Seifenwasser einzureiben.
6. Den Kompressor aufpumpen und die Luft von dort stoßartig in den Reifen ablassen. Wenn es ein paar Mal laut geknackt hat, sitzt der Reifen richtig in der Felge.
7. Wenn der Reifen richtig sitzt, die Luft wieder ablassen und den Ventilkern aus dem Ventil schrauben.
8. Die für das Reifenmaß benötigte Menge an Dichtmilch durch das Ventil einfüllen.
9. Den Ventilkern wieder einschrauben und die Dichtmilch durch Drehen und Schütteln des Laufrades verteilen.
Wichtig: Da die Dichtmilch mit der Zeit verklumpt und erhärtet, sollte sie etwa alle sechs Monate ausgetauscht werden.
Und sonst? Tubeless-Alternativen im Kurzprofil
SCHLAUCH
Der Fahrradschlauch ist der Klassiker, verliert im sportlichen Bereich aber mehr und mehr an Bedeutung. Allerdings sorgen aktuelle Varianten aus thermoplastischem Polyurethan (TPU) dank
besserem Pannenschutz und geringerem Rollwiderstand für eine kleine Renaissance des Fahrradschlauchs.
SCHLAUCHREIFEN
Bei dieser Variante sind Reifen und Schlauch fest miteinander verbunden. Wegen ihrer guten Rolleigenschaften werden sie speziell im Rennsport eingesetzt. Zwar schwört mancher Profisportler noch auf Schlauchreifen, ansonsten verschwinden sie aber zunehmend von der Bildfläche.
SCHAUMSTOFF
Nicht nur ohne Schlauch, sondern auch ohne Luft funktioniert das Airless-System. Hier sitzt ein an Styropor erinnernder Kern aus dem Partikelschaumstoff E-TPU unter dem Reifen. Das System ist unplattbar und lange haltbar, für den sportlichen Einsatz allerdings nicht geeignet.
Das BIKEBOOK liegt in gedruckter Form in unseren Filialen (nur in Deutschland) aus und wird üblicherweise jeder Bestellung in unserem Fahrrad Onlineshop beigelegt.
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